Rund 25 Prozent der Deutschen sind von Adipositas betroffen. Starkes Übergewicht verursacht zahlreiche Folgeerkrankungen und erhöht damit auch das Risiko der Betroffenen, früher zu versterben. Die Versorgungssituation für Menschen mit krankhaftem Übergewicht in Deutschland ist jedoch lückenhaft. Dr. Birgit Schilling-Maßmann, Allgemeinmedizinerin und Inhaberin einer Schwerpunktpraxis für Ernährungsmedizin, dazu: „Konservative, analoge Behandlungsmöglichkeiten von Adipositas sind vielfach nicht flächendeckend verfügbar. Zudem ist die Kostenübernahme durch die Krankenkassen oftmals schwierig. Eine digitale Therapie, in der die Patientinnen und Patienten per App angeleitet werden, entspricht viel eher der heutigen Lebensrealität und passt sich den individuellen Bedürfnissen Betroffener an. Das eröffnet neue Chancen für die Versorgung.”
Leitliniengerechte Therapie wird digital umgesetzt
Das Programm “zanadio” ist angelehnt an die Leitlinien klassischer Adipositas-Behandlung und setzt diese app-basiert um. Der Fokus liegt dabei auf der Veränderung des gesundheitsrelevanten Verhaltens von Patientinnen und Patienten in den Bereichen Ernährung, Bewegung und Verhalten. Die Verhaltensänderung soll eine Verringerung der Kalorienzufuhr und eine Steigerung des Kalorienbedarfs durch Bewegung erzielen. Dabei kommen verschiedene verhaltenswissenschaftliche Methoden, wie die Selbstbeobachtung oder Ressourcenaktivierung, zur Anwendung.
In sogenannten E-Learning-Modulen erhalten Nutzerinnen und Nutzer zunächst das erforderliche Wissen für die Behandlung. Durch ein integriertes Bewegungs- und Ernährungstracking lernen die Patientinnen und Patienten ihr gesundheitsrelevantes Verhalten verstärkt wahrzunehmen und können Erfolge direkt einsehen. Auf Basis des individuellen Fortschritts im Programm werden persönliche Zwischenziele oder Hinweise ausgegeben. Die Adhärenz wird durch einen automatisierten Coach-Chat gestärkt. Zusätzlich können Anwenderinnen und Anwender ein persönliches Coaching bei erfahrenen Expertinnen und Experten beispielsweise aus den Bereichen Diätassistenz, Psychologie oder Sportwissenschaft wahrnehmen.
Dr. Nora Mehl, Psychologin und Mitgründerin der aidhere GmbH: “Mit einem App-gesteuerten Programm wie zanadio können wir Betroffenen eine leitliniengerechte und gleichzeitig orts- und zeitunabhängige Unterstützung anbieten. Die Zulassung von zanadio als DiGA stellt jetzt auch die Kostenübernahme durch die Krankenkassen sicher und schafft damit ganz neue Versorgungsmöglichkeiten für die vielen Patientinnen und Patienten in Deutschland, die bisher keinen Zugang zu einer Therapie hatten. Das ist ein großer Fortschritt in der Versorgung von Menschen mit Adipositas.”
Michael Wirtz, Vorstandsmitglied der AdipositasHilfe Deutschland e.V.: “Bisherige Adipositas-Therapien beginnen dann, wenn es eigentlich schon zu spät ist, beispielsweise wenn Folgeerkrankungen auftreten. Nur ein personalisierter und multimodaler Ansatz, wie bei zanadio, wird der individuellen Situation der Betroffenen gerecht und kann eine bedarfsgerechte Adipositas-Versorgung gewährleisten. Denn jede Erkrankung ist anders. Die digitale Umsetzung per App macht es den Patientinnen und Patienten leichter, das Programm auszuprobieren. Denn das Stigma, das Menschen mit Adipositas tragen, ist in unserer Gesellschaft und auch in medizinischen Fachkreisen leider immer noch groß. Ein digitales Programm kann hier eine wertvolle Brücke schlagen.”
zanadio ist ab sofort ärztlich verordnungsfähig und ab dem 2.11.2020 in den Medikamentenlisten der PVS zu finden. Die Verordnung erfolgt über Kassenrezept Muster 16. Das Rezept muss den Produktnamen “zanadio”, die PZN 16898701 sowie die Verordnungsdauer von 90 Tagen enthalten.